Mein Mann und ich waren im September 2020 (während Corona) in Rom. Ihr könnt das in meinem Bericht „Feigentarte (Crostata di fichi)“ nachlesen. Es war so ein schöner Urlaub und uns ist bewusst, dass wir Rom nie wieder so erleben werden. Die Stadt und alle Attraktionen waren ziemlich leer und die Hotels waren für römische Verhältnisse günstig. So hatte die Pandemie sogar etwas Gutes für uns.

Leider gibt es kein Foto der Crostata di Ricotta e Visciole, die wir dort als Dessert serviert bekommen haben. Eine Crostata di Ricotta e Visciole ist ein erfrischender italienischer Mürbteigkuchen, der mit Kirschmarmelade und Ricotta gefüllt wird. Ich habe in meinem Foto-Archiv lediglich ein Foto einer Ravioli di Visciole gefunden, das ist ein anderes mit Kirschmarmelade gefülltes Mürbeteiggebäck. Visciole bedeutet übrigens Sauerkirsche, aber man kann für die Crostata natürlich auch „normale“ Kirschmarmelade benutzen.

 

 

Die Crostata di Ricotta e Visciole ist ein Gebäck der jüdisch-römischen Küche (Cucina giudaico romanesca) und ist typisch für das Latium, also Rom und Umland. Warum diese Crostata nicht nur ein Gitter aus Teig, sondern komplett mit Teig abgedeckt wurde, hat übrigens den folgenden Hintergrund:

Rom hat eine lange jüdische Vergangenheit, die sogar bis in die Antike zurück geht. Eine große Flüchtlingswelle von Spanien nach Rom gab es z. B. von 1492 bis 1555. Die anfängliche Toleranz der jüdischen Immigranten gegenüber, schlug dann unter Papst Paul IV ins Gegenteil um. Er bestimmte, dass Juden nur noch in einem bestimmten Teil der Stadt wohnen durften, dem jüdischen Ghetto. Andere Diskriminierungen kamen dazu, unter anderem auch das Verbot, dass Juden keine Milchprodukte mehr an Christen verkaufen durften. Um trotzdem ihre Ricotta-Kuchen verkaufen zu können, bedeckten die jüdischen Bäcker in dieser Zeit ihre Kuchen mit einer zusätzlichen Teigschicht.

 

 

In einer jüdischen Bäckerei in Rom haben wir Crostatas di Ricotta e Visciole gesehen, die oben sehr dunkel (bis fast verbrannt) gebacken wurden. Ich weiß nicht, wo diese Tradition her kommt und ganz nachvollziehen kann ich es auch nicht. Wahrscheinlich wurden/werden die Kuchen in einem Holzofen gebacken, der einfach schnell sehr viel Hitze abgibt. Vielleicht weiß ja jemand mehr zu diesem Thema? Ich war beim Backen meiner Crostata eher vorsichtig mit der Temperatur. Etwas knuspriger als meine fotografierte, könnt ihr eure Crostata also schon backen.

Ich wünsche euch weiterhin einen schönen Sommer, vielleicht mit dieser sommerlichen römischen Crostata di Ricotta e Visciole.

 

Crostata di Ricotta e Visciole (Ital. Mürbeteigtarte mit Ricotta und Sauerkirschmarmelade)

Kochutensilien

  • 1 runde Backform Durchmesser: 25 cm

Zutaten

Teig:

  • 400 g Weizenmehl 405
  • 200 g Butter kalt
  • 100 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Bio-Ei
  • Zitronenschale

Füllung:

  • 700 g Ricotta frisch und abgetropft
  • 160- 180 g Zucker je nach Geschmack
  • 300 g Sauer- Kirschmarmelade
  • Optional: eine Prise Anis gemahlen
  • 1 Bio-Ei

Anleitungen

  • Alle Zutaten vorbereiten und abwiegen. Die Backform mit Backpapier auslegen oder einfetten.
  • Alle Zutaten für den Teig in die Schüssel einer Küchenmaschine geben und schnell zu einem Mürbeteig verarbeiten. Den Teig in 1/3 und 2/3 teilen. Beide Teige in Folie packen und mind. 1 Std. in den Kühlschrank legen.
  • Für die Füllung den Ricotta mit dem Zucker mischen. Bedenkt beim Zucker, dass noch die Marmelade zum Kuchen kommt. Wählt die Menge des Zuckers aus, je nach dem, welche Marmelade ihr wählt. Die Ricotta-Mischung zurück in den Kühlschrank stellen.
  • Nun kann man eine Prise Anis zur Marmelade geben. Dann die Marmelade zur Seite stellen.
  • Den Backofen auf ca. 180° C Umluft vorheizen.
  • Die kleinere Menge des Teiges ausrollen. Aus dem ausgerollten Teig einen Kreis ausschneiden, so groß wie der obere Durchmesser eurer Backform. Auf Backpapier im Kühlschrank zwischenlagern.
  • Dann die größere Menge des Teiges ausrollen und die Backform damit auslegen. Den Boden des Teiges mit einer Gabel einstechen. Ich empfehle den Boden (mit Hülsenfrüchten bedeckt) 15 Minuten blind zu backen.
  • Dann die Backform aus dem Ofen nehmen und ein bisschen auskühlen lassen.
  • Auf den blindgebackenen Boden kommt dann zuerst die Marmelade und wird glatt gestrichen.
  • Verteilt dann auf der Marmelade die Ricotta-Mischung und streicht sie glatt.
  • Darauf legt ihr dann den vorher vorbereiteten Teigkreis aus und drückt den Teig am Rand gut fest. Den Deckel des Kuchens dünn mit Ei bestreichen.
  • Backt den Kuchen für ca. 30 Minuten. Er kann ruhig etwas dunkler und knuspriger sein, als auf meinem Foto. Ich war eher etwas vorsichtig.
  • Den Kuchen in der Form auf einem Gitter komplett auskühlen lassen. Dann erst aus der Form nehmen. Uns hat er etwas gekühlt aus dem Kühlschrank am besten geschmeckt. Der Kuchen hält sich gekühlt ca. 3 Tage.
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